Ausbildung Verfahrensbeistand gemäß FamFG
- berufsbegleitend
- 10 Monate
- Zertifikat der Steinbeis + Akademie an der Steinbeis-Hochschule
- 2.290,00 €
- anerkannte Weiterbildung des Berufsverbandes der Verfahrensbeistände, Ergänzungspfleger und Berufsvormünder für Kinder und Jugendliche e.V. (BVEB)
- Anerkennung gemäß §15 FAO, für Fachanwälte für Familienrecht, möglich
Was macht ein Verfahrensbeistand?
Wenn Stefan A. vom Familiengericht als Verfahrensbeistand bestellt wird, geht es oft um strittige Umgangs- oder Sorgerechtsfragen. Damit bei einem Rechtsstreit zwischen den Eltern die Interessen des betroffenen Kindes nicht aus dem Blick geraten, wird von Rechts wegen ein Verfahrensbeistand eingesetzt. Dieser vertritt die kindlichen Belange vor Gericht. Stefan A. ist es besonders wichtig, das Kind in seiner gewohnten Umgebung kennen zu lernen und zu erfahren, welche Lösung es sich selbst wünscht. Zum Gespräch nimmt Herr A. dann auch schon mal Playmobilfiguren oder ein Spielzeugauto mit. Außerdem spricht er immer mit beiden Elternteilen und bringt ihnen die Perspektive ihres Kindes nahe. Im besten Fall kann er so als Verfahrensbeistand an einer einvernehmlichen Lösung des Konflikts mitwirken.
Wer kann als Verfahrensbeistand arbeiten und wie erfolgt die Vergütung?
Die Bestellung zum Verfahrensbeistand erfolgt über das Familiengericht. Die berufsmäßige Tätigkeit wird über Fallpauschalen vergütet. Das Gericht erwartet eine juristische, psychologische oder (sozial-) pädagogische Grundausbildung sowie eine spezifische Zusatzqualifizierung. Die Zugangsvoraussetzungen für unsere Ausbildung orientieren sich daran.
Was zeichnet unsere Weiterbildung zum Verfahrensbeistand aus?
Unsere interdisziplinär ausgerichtete Weiterbildung zum Verfahrensbeistand ist als eine von wenigen in Deutschland anerkannt durch den BVEB e.V. Diese Anerkennung wird aufgrund der Ausbildungsinhalte und –dauer von immer mehr Familiengerichten nachgefragt und sichert gleichzeitig die Qualität der Arbeit des Verfahrensbeistands.
Im Mittelpunkt unserer Weiterbildung stehen:
- juristische Grundlagen,
- entwicklungspsychologische Grundlagen,
- sozialpädagogisches Wissen sowie
- die Vermittlung von Methodenkompetenz.
Unsere Referenten kommen aus der familiengerichtlichen Praxis und sind u.a. als Verfahrensbeistand, Sachverständiger oder Psychologe tätig. Sie haben viel Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Familien.
Unser Anspruch ist es, Verfahrensbeistände auszubilden, die das Kind und seine Interessen in den Mittelpunkt stellen und die sicher agieren können durch Rollenklarheit, Methodenkompetenz und ein professionelles Selbstverständnis.
Sprechen Sie uns an, wir beraten Sie gerne.
- Hochschulabschluss im juristischen, pädagogischen oder psychosozialen Bereich + Berufserfahrung oder
- Berufsabschluss im juristischen, pädagogischen oder psychosozialen Bereich + einschlägige Berufserfahrung von mind. 3 Jahren
- Vorlage eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses, welches nicht älter als zwei Monate vor Abschlussprüfung ist
- In allen anderen Fällen ist eine Einzelfallprüfung notwendig
Die Ausbildung richtet sich insbesondere an Sozialarbeiter*innen und Sozialpädagog*innen, Pädagog*innen, Familienberater*innen, Mitarbeiter*innen von Beratungsstellen und Jugendämtern, Rechtsanwälte /Rechtsanwältinnen, rechtliche Betreuer*innen, Psycholog*innen und Familienmediator*innen.
Unsere Ausbildung findet berufsbegleitend statt, ist modular aufgebaut und erfolgt im Blended Learning. Es werden Präsenzseminare und Live-Online-Seminare miteinander verbunden und den Teilnehmer*innen steht eine virtuelle Lernplattform zur Verfügung. Die vermittelten Kenntnisse werden anhand praktischer Übungen und Rollenspiele vertieft. Die Gesamtausbildung umfasst 300 Stunden.
- Das Kind als Träger eigener Rechte: Grundrechte im Kindschaftsrecht, Elternrecht vs. Kindesrecht, Beachtung der Kindesrechte im familiengerichtlichen Verfahren
- Der Verfahrensbeistand im Kindschaftsrecht
- Die elterliche Sorge: Elemente, Inhaberschaft und Folgen bei Trennung & Scheidung
- Das Umgangsrecht: Rechte & Pflichten, Bestandteile, Umgang mit den Eltern, Umgang mit Großeltern, Geschwistern und sonstigen Bezugspersonen, Auskunfts- und Umgangsrecht des leiblichen, nicht rechtlichen Vaters
- Betreuungsalternativen für Kinder nach Trennung und Scheidung aus rechtlicher Sicht
- Die Kindeswohlgefährdung nach §§ 1666, 1666 a BGB
- Abstammung: Mutterschaft & Vaterschaft, Verwandtschaft
- Adoption: Minderjährigenadoption, Volljährigenadoption
- Freiheitsentziehung durch Unterbringung gemäß § 1631 BGB
- Weitere Kindschaftsrechte: Namensrecht, Kindesunterhaltsrecht
- Kinder- und Jugendhilfe gemäß SGB VIII
- Praxisfälle
- Funktion und Aufgaben
- Vorgehensweise, Rechte und Pflichten
- Umgang mit Vertraulichkeit, Freiwilligkeit / Arbeiten im Zwangskontext
- Schweigepflicht und Parteilichkeit
- Unabhängigkeit gegenüber den Verfahrensbeteiligten
- Berufsrolle und Berufsethik, Erwartungen an den Verfahrensbeistand
- Abgrenzung zur Beratung und zur Mediation
- Abgrenzung zur Arbeit als Umgangspfleger und Ergänzungspfleger
- Kooperation mit sozialen Institutionen und Akteuren sowie mit den Trägern der Kinder- und Jugendhilfe
- Praxisfälle
- Juristische Grundlagen des FamFG: Grundprinzipien & Allgemeine Vorschriften, Verfahren in Familiensachen
- Professionelle Angebote nach den §§ 36 f. FamFG: Vergleich, Beratung, Mediation & Güterichter
- Grundlagen der Verfahrensbeistandschaft gemäß §§ 158, 158 a (neu) FamFG
- Überblick über das Verfahren in Kindschaftssachen gemäß §§ 151 ff. FamFG
- Überblick über die weiteren Verfahrensarten gemäß §§ 169 ff., 186 ff. und 167 iVm 312 ff. FamFG: Abstammungs- und Adoptionssachen sowie die Unterbringung Minderjähriger
- Praxisfälle
- Entwicklungspsychologische Grundkenntnisse
- Grundlagen der Bindungstheorie
- Umgangsmodelle (Residenzmodell, Wechselmodell, Nestmodell) und ihre Vorteile und Nachteile aus entwicklungspsychologischer Sicht
- Kommunikation mit Kindern in Krisensituationen
- Grundlagen Interaktionsbeobachtung
- Umgang mit traumatisierten Kindern (streitiges Umgangs- und/oder Sorgerecht, Vernachlässigung, Misshandlung, sexueller Missbrauch, Fremdplatzierung, Adoption, freiheitsentziehende Maßnahmen)
- Besonderheiten der Situation von Pflegekindern (Umgang mit der Herkunftsfamilie, Rückführung)
- Kindliche Suggestibilität, Verzerrungseinflüsse
- Umgang mit psychologischen Gutachten
- Kindeswohl und Kindeswille
- Selbsterfahrung
- Praxisfälle und Rollenspiel
- Grundlagen der Kommunikation und Kommunikationstechniken: Paraphrasieren, Verbalisieren, Reframing, verbale und nonverbale Kommunikation
- Grundlagen des verstehenden Fragens
- Fragetechniken zur Gesprächssteuerung
- Reflexion eigenen Konfliktverhaltens
- Führen von Elterngesprächen und Vorbereitung von Elternvereinbarungen
- Selbsterfahrung
- Praxisfälle
- Phasen bei Trennung und Scheidung
- Umgang mit Ambivalenzen bei den Eltern
- Elternkonflikte bei Trennung/Scheidung – 3-Stufen-Modell
- Unterschiedliche Konfliktdynamiken
- Hochstrittige Elternkonflikte: Merkmale, Interventionsmöglichkeiten und Grenzen der Konfliktarbeit bei Hochstrittigkeit
- Selbstreflektion in schwierigen Gesprächssituationen
- Belastung von Kindern bei Elternkonflikten
- Verarbeitung und Folgen von Elternkonflikten
- Ambivalenzen bei Kindern: Kinder lieben beide Eltern – kann es da einen klaren „Willen“ geben?
- Einflüsse auf die Haltung/den Willen der Kinder; Mechanismen der Entfremdung, Manipulation und Induktion
- Gespräche mit Eltern zur Situation des Kindes/des/der Jugendlichen
- Gespräche mit Kindern / Jugendlichen
- Beteiligung von Kindern / Jugendlichen
- Aspekte der Kooperation der beteiligten Professionen
- Praxisfälle
- Aktenstudium und Fallverstehen
- Kontaktaufnahme zum Kind, zu Eltern/Pflegeeltern, Jugendamt, Sachverständigen am Fallbeispiel
- Kommunikation mit dem Kind, Verhaltens- und Interaktionsbeobachtung
- Anfertigung schriftlicher Stellungnahmen
- Anhörung des Kindes im jeweiligen Verfahren
- Vertretungspraktiken
- Dokumentation
- Abrechnung / Steuerfragen
- Fallarbeit an konkreten Problemlagen der Kinder: Entzug der elterlichen Sorge / Wegnahme von Pflegeeltern und Umgangsberechtigten / Adoption
- Auswertung Fallbearbeitung
- Einführung in die Supervision
- Selbsterfahrung
- Praxisfälle
- Wie kann Umgang gelingen und welches sind Faktoren, aufgrund deren Umgang scheitert?
- „Ich will nicht zu dir!“ und „Kann ich bei dir bleiben?“ – Ambivalenz und ihre Folgen im Verfahren
- Das Spannungsfeld zwischen dem Zwang zum Umgang und dem Respekt vor dem Willen des Kindes
- Umgangsregelungen und begleiteter Umgang
- Anhörung des Kindes im Umgangsverfahren
- Spezifische Aufgaben des Verfahrensbeistands im Umgangsverfahren
- Rolle und Aufgaben des Verfahrensbeistands nach § 167 FamFG bei freiheitsentziehenden Maßnahmen
- Spezifische Situation des Kindes bei Unterbringungsverfahren - Gesprächsführung
- Repetitorium und Arbeit an Praxisfällen
- Selbsterfahrung
- Rollenspiel
- Auswertung Fallbearbeitung
Prüfungskolloquium
- Anwesenheit von mindestens 90% der Ausbildungsstunden
- Fallbearbeitung
- Intervisionsnachweis
- schriftliche Projektstudienarbeit, Umfang: 20 Seiten
- Abschlusskolloquium zur Projektstudienarbeit (20 min Referat zzgl. Diskussion)
Im Erfolgsfall schließt die Ausbildung mit der Erteilung eines Zertifikats der Steinbeis + Akademie an der Steinbeis-Hochschule „Verfahrensbeistand gemäß FamFG (Steinbeis)“, sowie Trägerzertifikat mit BVEB-Anerkennung ab.
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Zwischen Kindeswohl und Elternrecht – eine kritische Betrachtung des kinderschutzrechtlichen Spannungsfeldes vor dem Hintergrund von Fremdunterbringungsanforderungen
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Professionelles Selbstverständnis: Grundpfeiler in der Arbeit als Verfahrensbeistand
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Trauma, Bindung und Umgangsgestaltung bei Kleinkindern
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Das Gespräch mit dem Kind - eine große Herausforderung in der Arbeit als Verfahrensbeistand
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Anforderungen an die Fachkenntnisse des Verfahrensbeistandes im Kontext der Kindesvernachlässigung
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Das Wechselmodell – ein ewiges Hin und Her oder eine bedenkenswerte Alternative?
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Vulnerabilitäts- und Resilienzfaktoren bei Kindern in hochstrittigen Trennungssituationen sowie deren Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung