Wenn Stefan A. vom Familiengericht als Verfahrensbeistand bestellt wird, geht es oft um strittige Umgangs- oder Sorgerechtsfragen. Damit bei einem Rechtsstreit zwischen den Eltern die Interessen des betroffenen Kindes nicht aus dem Blick geraten, wird von Rechts wegen ein Verfahrensbeistand eingesetzt. Dieser vertritt die kindlichen Belange vor Gericht. Stefan A. ist es besonders wichtig, das Kind in seiner gewohnten Umgebung kennen zu lernen und zu erfahren, welche Lösung es sich selbst wünscht. Zum Gespräch nimmt Herr A. dann auch schon mal Playmobilfiguren oder ein Spielzeugauto mit. Außerdem spricht er immer mit beiden Elternteilen und bringt ihnen die Perspektive ihres Kindes nahe. Im besten Fall kann er so als Verfahrensbeistand an einer einvernehmlichen Lösung des Konflikts mitwirken.
Wer kann als Verfahrensbeistand arbeiten und wie erfolgt die Vergütung?
Die Bestellung zum Verfahrensbeistand erfolgt über das Familiengericht. Die berufsmäßige Tätigkeit wird über Fallpauschalen vergütet. Das Gericht erwartet eine juristische, psychologische oder (sozial-) pädagogische Grundausbildung sowie eine spezifische Zusatzqualifizierung. Die Zugangsvoraussetzungen für unsere Ausbildung orientieren sich daran.
Was zeichnet unsere Weiterbildung zum Verfahrensbeistand aus?
Unsere interdisziplinär ausgerichtete Weiterbildung zum Verfahrensbeistand ist als eine von wenigen in Deutschland anerkannt durch den BVEB e.V. Diese Anerkennung wird aufgrund der Ausbildungsinhalte und –dauer von immer mehr Familiengerichten nachgefragt und sichert gleichzeitig die Qualität der Arbeit des Verfahrensbeistands.
Im Mittelpunkt unserer Weiterbildung stehen:
juristische Grundlagen,
entwicklungspsychologische Grundlagen,
sozialpädagogisches Wissen sowie
die Vermittlung von Methodenkompetenz.
Unsere Referenten kommen aus der familiengerichtlichen Praxis und sind u.a. als Verfahrensbeistand, Sachverständiger oder Psychologe tätig. Sie haben viel Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Familien.
Unser Anspruch ist es, Verfahrensbeistände auszubilden, die das Kind und seine Interessen in den Mittelpunkt stellen und die sicher agieren können durch Rollenklarheit, Methodenkompetenz und ein professionelles Selbstverständnis.
Interessenbekundung
Sehr gerne können Sie über das nachstehende Kontaktformular Ihr Interesse an der Ausbildung zum Verfahrensbeistand bekunden.
(Hierdurch entsteht keine verbindliche Buchung der Ausbildung)
Kontaktformular
Zugangsvoraussetzungen
Hochschulabschluss im juristischen, pädagogischen oder psychosozialen Bereich + Berufserfahrung oder
Berufsabschluss im juristischen, pädagogischen oder psychosozialen Bereich + einschlägige Berufserfahrung von mind. 3 Jahren.
Vorlage eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses nicht älter als zwei Monate vor Ausbildungsbeginn.
Zielgruppe (m/w)
Mitarbeiter von Beratungsstellen und Jugendämtern, Sozialarbeiter, Rechtsanwälte, Vormünder, Familienmediatoren, Psychologen, Rechtliche Betreuer
Umfang und Lerninhalte
Unsere Ausbildung findet berufsbegleitend statt und ist modular aufgebaut. Die vermittelten Kenntnisse werden anhand praktischer Übungen und Rollenspiele vertieft. Die Gesamtausbildung umfasst 300 Stunden, wovon 152 Stunden als Präsenzveranstaltung vor Ort absolviert werden.
Modulinhalte
Modul 1: Das familiengerichtliche Verfahren – Rechtsgrundlagen und professionelle Angebote gemäß FamFG
Juristische Grundlagen des FamFG: Grundentscheidungen und Grundprinzipien
Professionelle Angebote nach dem FamFG im Überblick: Informationen, Beratung, Mediation
Grundlagen der Verfahrensbeistandschaft gemäß §§ 158, 167, 174 und 191 FamFG
Überblick über das Verfahren in Kindschaftssachen gemäß § 152, §§ 159 ff., §§ 155 ff., §§ 165 f. FamFG
Umgang mit Vertraulichkeit, Freiwilligkeit / Arbeiten im Zwangskontext
Kooperation mit sozialen Institutionen und Akteuren
Modul 2: Der Anwalt des Kindes - Arbeit des Verfahrensbeistands nach §§158 und 167 FamFG
Funktion und Aufgaben
Vorgehensweise, Rechte und Pflichten
Unabhängigkeit gegenüber den Verfahrensbeteiligten
Berufsrolle und Berufsethik, Abgrenzung zur Beratung und zur Mediation
Abgrenzung zur Arbeit als Umgangspfleger und Ergänzungspfleger
Kooperation mit den Trägern der Kinder- und Jugendhilfe
Schweigepflicht und Parteilichkeit
Modul 3: Kinder in Krisen verstehen - Grundlagen der Entwicklungspsychologie
Entwicklungspsychologische Grundkenntnisse und Grundlagen der Bindungstheorie
Kommunikation mit Kindern in Krisensituationen
Umgang mit traumatisierten Kindern (streitiges Umgangs- und / oder Sorgerecht, Vernachlässigung, Misshandlung, sexueller Missbrauch, Fremdplatzierung, Adoption, freiheitsentziehende Maßnahmen)
Besonderheiten der Situation von Pflegekindern (Umgang mit der Herkunftsfamilie, Rückführung)
Kindliche Suggestibilität, Verzerrungseinflüsse
Umgang mit psychologischen Gutachten
Kindeswohl und Kindeswille
Praxisfälle
Modul 4: Die Kunst des Fragens – Elterngespräch und Vorbereitung einer einvernehmlichen Regelung
Grundlagen der Kommunikation und Kommunikationstechniken: Paraphrasieren, Verbalisieren, Reframing, verbale und nonverbale Kommunikation
Grundlagen des verstehenden Fragens
Fragetechniken zur Gesprächssteuerung
Reflexion eigenen Konfliktverhaltens
Führen von Elterngesprächen und Vorbereitung von Elternvereinbarungen
Praxisfälle
Modul 5: Kindschaftsrecht, Umgangsrecht / Sorgerecht, Kinder- und Jugendhilfe
Grundlagen des Kindschaftsrechts
Umgangsrecht / Sorgerecht
Verfahren wegen Kindeswohlgefährdung nach §1666 BGB
Mit Freiheitsentziehung verbundene Unterbringung nach §1631 BGB
HKÜ-Verfahren
Kinder- und Jugendhilfe gemäß SGB VIII
Rechtsfragen bei Betreuungsalternativen für Kinder nach Trennung und Scheidung
Modul 6: Elternkonflikte bei Trennung /Scheidung – Kinder unterstützen und beteiligen
Phasen bei Trennung und Scheidung
Umgang mit Ambivalenzen bei den Eltern
Elternkonflikte bei Trennung/Scheidung – 3-Stufen-Modell
Unterschiedliche Konfliktdynamiken
Hochstrittige Elternkonflikte: Merkmale, Interventionsmöglichkeiten und Grenzen der Konfliktarbeit bei Hochstrittigkeit
Belastung von Kindern bei Elternkonflikten
Verarbeitung und Folgen von Elternkonflikten
Ambivalenzen bei Kindern: Kinder lieben beide Eltern – kann es da einen klaren „Willen“ geben?
Einflüsse auf die Haltung/den Willen der Kinder; Mechanismen der Entfremdung
Gespräche mit Eltern zur Situation des Kindes/des/der Jugendlichen
Gespräche mit Kindern / Jugendlichen
Beteiligung von Kindern / Jugendlichen
Aspekte der Kooperation der beteiligten Professionen
Praxisfälle
Modul 7: Arbeitspraxis des Verfahrensbeistands – Methodeneinübung
Aktenstudium und Fallverstehen
Kontaktaufnahme zum Kind, zu Eltern/Pflegeeltern, Jugendamt, Sachverständigen am Fallbeispiel
Kommunikation mit dem Kind, Verhaltens- und Interaktionsbeobachtung
Aufbau einer Stellungnahme
Vertretungspraktiken
Dokumentation
Abrechnung / Steuerfragen
Fallarbeit an konkreten Problemlagen der Kinder: Entzug der elterlichen Sorge / Wegnahme von Pflegeeltern und Umgangsberechtigten / Adoption / geschlossene Unterbringung von Kindern
Fallbearbeitung der TeilnehmerInnen
Modul 8: Umgang in Nachtrennungsfamilien
Gestaltung des Umgangs nach Trennung bzw. Scheidung im Sinne des Kindes
Betreuungsmodelle im Vergleich: Residenzmodell (z.B. Besuche beim anderen Elternteil am Wochenende / in den Ferien) vs. Wechselmodell (alternierende Obhut / Paritätische Doppelresidenz)
Nestmodell als besondere Form des Wechselmodells
Voraussetzungen und Kontraindikationen der Betreuungsalternativen
Stand der empirischen Forschung zu den Folgen aus psychologischer Sicht
Rechtliche Grundlagen und Folgen der Betreuungsregelungen
Praxisfälle
Prüfungskolloquium
Modul 9: Prüfungskolloquium
Prüfungskolloquium
Leistungsnachweise und Abschlussprüfung
Anwesenheit von mindestens 90% der Ausbildungsstunden
Abschlusskolloquium zur Projektstudienarbeit (20 min Referat zzgl. Diskussion)
Abschluss
Im Erfolgsfall schließt die Ausbildung mit der Erteilung eines Zertifikats der Steinbeis + Akademie an der Steinbeis-Hochschule „Verfahrensbeistand gemäß FamFG (Steinbeis)“, sowie Trägerzertifikat mit BVEB-Anerkennung ab.
Teilnehmerstimmen
Tolle Ausbildung. Super Kommunikation. Tolle Semiargruppe und klasse Ausbilder. Ich kann die Fortbildung zum Verfahrensbeistand nur empfehlen!
Andrea Hesse
"Die Ausbildung war für mich sehr wertvoll. Sie hat mich persönlich und fachlich erheblich bereichert und unterstützt mich bei meiner täglichen Arbeit. Ein großes Lob an das gesamte Ausbildungs- und Organisationsteam."
RA Dipl. jur. Jens Kowalewski, Gera
Die Ausbildung zum Verfahrensbeistand hat mir sehr gut gefallen. Der didaktische Aufbau und die pädagogische Vernetzung der Inhalte waren absolut professionell und gerade zu vorbildlich. Die [...]Die Ausbildung zum Verfahrensbeistand hat mir sehr gut gefallen. Der didaktische Aufbau und die pädagogische Vernetzung der Inhalte waren absolut professionell und gerade zu vorbildlich. Die Atmosphäre war stets konzentriert und enstspannt zugleich. Die Kursteilnehmer waren nach kurzer Zeit eine bereichernde Gemeinschaft. Vielen Dank!mehr lesen
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