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Warum kluge Unternehmen frühzeitig Mediatoren einsetzen – bevor es teuer wird

Im Podcast „Fokus Mediation“ spricht Prof. Dr. Gernot Barth, Professor für Mediation und Konfliktmanagement, mit dem Schweizer Mediator und Moderator Pascal Gemperli über die oft unterschätzte Relevanz innerbetrieblicher Mediation. In der zweiten Folge der Reihe geht es konkret um die Frage, warum es für Unternehmen klug ist, frühzeitig Mediatoren einzuschalten – lange bevor Konflikte teuer eskalieren.

Konflikte kosten – auch wenn man sie nicht sieht

Während viele Unternehmen bei Konflikten vor allem die „harten Kosten“ wie Anwalts- oder Gerichtskosten im Blick haben, bleiben die sogenannten „weichen Kosten“ oft unbemerkt. Diese finden sich in keiner Buchhaltung, sind aber umso gravierender. Diese Kosten resultieren aus:

  • Dem Zeitverlust durch Streitgespräche sowie Gespräche über Streitigkeiten in Meetings oder Pausen
  • Verzögerungen in Projekten, weil Beteiligte nicht miteinander kommunizieren
  • Das Nichtzustandekommen von Projekten, weil Mitarbeitende einen Konflikt haben
  • Abwanderung von Fachkräften, weil Konflikte unbearbeitet bleiben
  • Produktivitätseinbußen, wenn Führungskräfte rund 30 % ihrer Arbeitszeit mit Konfliktklärung verbringen

Ein ungelöster innerbetrieblicher Konflikt kann laut Prof. Dr. Gernot Barth schnell über 100.000 Euro kosten – ganz zu schweigen von Image- und Kulturverlusten innerhalb des Unternehmens.

Drei typische Konfliktfelder in Unternehmen

In seiner Analyse benennt Prof. Dr. Gernot Barth drei häufige Konfliktfelder:

  1. Hierarchiekonflikte

Gerade in Unternehmen treffen oft unterschiedliche Erwartungshaltungen bezüglich Hierarchien im Unternehmen aufeinander. Beispielsweise Mitarbeitende in unteren Hierarchieebenen fühlen sich häufig nicht gehört. Besonders in Organisationen mit starkem Hierarchiebezug.

  1. Teamkonflikte

Je enger Menschen zusammenarbeiten, desto höher sind die Anforderungen an Kommunikation und gegenseitige Abstimmung. Hier könnte Teamsupervision präventiv wirken – wird jedoch im wirtschaftlichen Kontext selten genutzt.

  1. Interkulturelle Konflikte

Im zentraleuropäischen Kulturraum gibt es Emanzipationsbewegung der Anerkennung der Menschen verschiedener Herkunft und Prägung. Das wirkt sich auf Arbeitsbeziehungen aus. Es entstehen leicht Abwertungsmechanismen. Hier braucht es eine kommunikative Begleitung und es muss eine respektvolle Kommunikation installiert werden.

Innerbetriebliche Mediation: Besonderheiten und Erfolgsfaktoren

Innerbetriebliche Mediation weisen Besonderheiten auf: So ist der Beginn der Mediation besonders. Der Prozess startet nicht erst mit dem Erstgespräch, sondern bereits mit dem „Ruf“ nach einem Mediator. Außerdem braucht die innerbetriebliche Mediation eine Evaluationsphase: Da es bei innerbetrieblichen Mediationen meist um Verhaltensänderungen geht, braucht es eine regelmäßige Nachbereitung – wurde das Vereinbarte auch nachhaltig umgesetzt?

Gleichbleibend sind die Gebote von Vertrauen und Neutralität: Mediatoren müssen trotz Unternehmensbezahlung absolute Neutralität garantieren. Verschwiegenheit und Ergebnisoffenheit sind zentrale Prinzipien. Systemischer Blick: Oft genügt es nicht, nur die Konfliktparteien einzubeziehen. Das System im Unternehmen muss angeschaut werden. Andere Abteilungsleitungen und andere Führungskräfte müssen ebenfalls angehört werden, um den Kontext und das Konfliktsystem zu verstehen.

Einfache Lösungen – aber nur, wenn Klarheit herrscht

Mediation ist keine Therapie. Es geht nicht um psychologische Aufarbeitung, sondern um sachliche Klärung von Arbeitsprozessen und Beziehungen im beruflichen Alltag. Häufig sind die Lösungen, auf die sich Parteien einigen, simpel. Doch sie können erst dann akzeptiert werden, wenn alle Beteiligten durch den Mediationsprozess Klarheit über sich selbst und ihre Situation gewonnen haben.

Fazit: Mediation als kluge Investition in Unternehmenskultur

Unternehmen, die frühzeitig in Mediation investieren, vermeiden hohe Folgekosten – finanziell wie menschlich. Sie zeigen damit nicht nur wirtschaftliche Weitsicht, sondern auch eine wertschätzende Haltung gegenüber ihren Mitarbeitenden.

Die ganze Podcastfolge mit Prof. Dr. Gernot Barth und Pascal Gemperli in der Reihe „Fokus Mediation“ gibt es hier zu hören – inspirierend für alle, die sich mit innerbetrieblichen Konflikten auseinandersetzen wollen. Ein Tipp: Die erste Folge "Warum unsere Gesellschaft eskaliert und wie Mediation helfen kann" finden Sie in unserer Online-Akademie

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