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Wandel mit Akzeptanz- Starke Metropolregion Mitteldeutschland Jahreskonferenz 2025

Text und Bilder von Christine Klauder.
Am 24. Juni 2025 lud die Europäische Metropolregion Mitteldeutschland zu ihrer Jahreskonferenz zu den aktuellen Entwicklungen in den Bereichen Energiewende, Automobilwirtschaft und grüne Chemie in das August Horch Museum in Zwickau ein. IKOME | Steinbeis Mediation war mit einem Stand zu Akzeptanzkommunikation und Führungskräfte-Weiterbildung dabei. Kaum ein Ort spiegelt stärker den Kontrast zwischen schwindelerregende Höhen und lähmenden Stillstand. Zeigt die Horch Ausstellung an der historischen Geburtsstätte von Audi und den ehemaligen Produktionshallen von DKW und Trabant auf 6.500 m² Ausstellungsfläche den glanzvollen Pioniergeist und Erfindungsreichtum der über 120-jährigen Automobilbautradition in Zwickau, so erlebte die Stadt in dieser Zeit auch größtmögliche Höhen und Tiefen. Die einst blühende Industriestadt verlor 1989 mit der Schließung von gleich 5 Großbetrieben innerhalb von 10 Jahren 25% ihrer Bevölkerung und schrumpfte von 128.000 vor der Wende auf heute 88.000 Einwohner. Schon im 3.Reich wichen die von Ferdinand Porsche und Robert Eberan initiierten "Silberpfeil" Rennwagen ab 1940 erst geballt konzentrierter Rüstungsindustrie und dann 1027 Tonnen Fliegerbomben, die ab 1944 in zehn schweren Luftangriffen 23 Industriebetriebe und 3629 Wohnungen und damit Existenzen und Lebensräume zerstörten. Zwickau stand oft zwischen Umbruch, Unsicherheit und Mut gegenüber neuen technologischen Entwicklungen und passte so perfekt zu von Wolfgang Brinkschulte genauso fachkompetent wie emphatisch moderierten hochkarätigen Impulsvorträgen und Diskussionsrunden, welche verschiedene Aspekte des aktuellen Wandels ebenso wie die Verantwortung gegenüber den Menschen und die damit verbundenen großen Herausforderungen und Chancen für Unternehmen, die Region und die Politik in den Sektoren Automotive, Kohleausstieg und Grüne Chemie beleuchteten. Und dabei als "Gamechanger" zugleich die Mitnahme der Menschen in der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland in den Fokus rückten.
"Alles im Wandel und doch im Fluss?"- zum Transformationsprozess in Mitteldeutschland
Moderator Wolfgang Brinkschulte begrüßte die 120 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik & Medien mit den Worten: "Wer sich auf diesen Ort hier einlässt, kann eine Vorstellung von Mut, Innovation und Zukunft erhalten, die wichtig sind in einer Zeit voller Unruhen und Herausforderungen auch und gerade in Mitteldeutschland. Darüber zu sprechen und Lösungen zu erarbeiten ist seit vielen Jahren Ziel der Jahreskonferenz der Metropolregion Mitteldeutschland." Nach den Grußworten von Constance Arndt, Aufsichtsratsmitglied Metropolregion Mitteldeutschland Management GmbH und Oberbürgermeisterin der Stadt Zwickau und Antje Strom, 2. Vorsitzende der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland und KPMG Niederlassungsleiterin Leipzig gab es einen Impulsvortrag von Thomas Kralinski, Staatssekretär und Amtschef des Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz. Es folgte eine spannende Podiumsdiskussion mit Patrice Heine, Sprecher CeChemNet (Central European Chemical Network) und Geschäftsführer vom Chemiepark Bitterfeld-Wolfen, Urte Hertrampf, Referatsleiterin Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Geschäftsstelle Strukturwandel Kohleregionen, Thomas Kralinski, Staatssekretär und Amtschef Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz sowie Götz Schneider, Abteilungsleiter Verkehr, Klima, Nachhaltigkeit, Verband der Automobilindustrie e.V..
Bei der Frage, wie Mitteldeutschland mit seiner großen Automobilgeschichte und Chemietradition angesichts der großen Herausforderungen in die Zukunft schauen kann, waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig, dass das Anbringen und Lösen der Probleme nur gemeinsam möglich ist und sie darin die Aufgabe der Metropolregion sehen. Diese ermöglicht seit vielen Jahren mit hoher fachlicher Expertise den dringend benötigten Austausch und Dialog sowie die strategische Herangehensweise mit Partnern aus 7 Landkreisen und zwei Städten beim Strukturwandel in der Braunkohle, Chemie und Automobilindustrie.
Staatssekretär Thomas Kralinski würdigte die große Leistung der Metropolregion Mitteldeutschland, Chancen zu erkennen und daraus Perspektiven zu entwickeln sowie große Städte mit dem Umland zu verbinden, da weder die Stadt ohne das Umland noch das Umland ohne die Stadt möglich sind. Er findet es richtig und wichtig diese Kooperationen mit Nutzen und Sichtbarkeit für beide Seiten für das Revier zukunftssicher zu gestalten und damit bei den Menschen vor Ort für die Region Stolz und Selbstbewusstsein zu wecken. Denn seiner Meinung nach wird die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Wandel für die Zukunftsfähigkeit der Region Mitteldeutschland der Gamechanger sein. Für ihn sind für Wirtschaftserfolg der Dreiklang aus Technologie, Talente und Toleranz wichtig - und das alles hat Mitteldeutschland!
Auch Urte Hertrampf vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, welche nach eigener Aussage vom Bund nur Rahmenbedingungen setzten kann, lobte die gute Zusammenarbeit und die großen Leistungen mit der Metropolregion Mitteldeutschland, welche half, Bestehendes immer wieder auf den Prüfstand zu setzen und Neues mitnehmend auf den Weg zu bringen. Um im Austausch mit Regionen flexibel mit innovativen und verlässlichen Lösungen auf Veränderungen eingehen zu können.
Götz Schneider vom Verband der Automobilindustrie sieht trotz den in die Transformation der deutschen Automobilindustrie gesteckten 280 Milliarden Euro, noch viele zu lösende Herausforderungen in Deutschland. Bei derzeit 80 % Export von E-Autos braucht Deutschland für Leitmarktakzeptanz im Inland bessere Rahmenbedingungen hinsichtlich Infrastruktur, Energiekosten und Bürokratie. Für ihn ist Autoindustrie kein theoretisches Reissbrett. Da in der Praxis immer das Schicksal von Menschen und Regionen dahintersteht. Patrice Heine von CeChemNet betont im internationalen Wettbewerb die Wichtigkeit von wirtschaftlichen Energiepreisen aber auch der Erschließung wichtiger Rohstoffe in eigener Region, da eine resilente Versorgung so z.B. auch die mitteldeutsche Chipindustrie unabhängiger mache.
Zwischen Gaspedal und Bremse - Aktuelle Situation der Automotivebranche in Mitteldeutschland
In den zwei Vorträgen von Andreas Wächtler, CCO und Netzwerkmanager AMZ – Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen mit Impuls: "Aktuelle politische Leitlinien für die Automotivebranche" und von Dr. Jens Katzek, Geschäftsführer Automotive Cluster Ostdeutschland wurden sowohl auf die immensen Chancen des notwendigen Technologiewandels für Region als auch auf die durch den Gesamt VW Gewinnrückgang von 37 % im ersten Quartal 2025 in Zwickau gedrosselte Produktion mit gleichzeitiger Bedrohung Zehntausender Zulieferer-Arbeitsplätze eingegangen. Umso wichtiger sind in derart stürmischen Zeiten für Dr. Jens Katzek Taten und Verlässlichkeit der politischen Entscheider für den Wandel. Seine klaren Forderungen aus der Wirtschaft an die Politik, um auch in der Transformation die Regionen weiter mit Steuern und Arbeitsplätzen fördern zu können, waren an erster Stelle Energiekosten runter, Bürokratieabbau, stärkere Berücksichtigung von Verbraucherinteressen, bessere Lade-Infrastruktur und verbesserte Clusterförderung und StartUp Enbindung. In diesem Zusammenhang lud Dr. Jens Katzek auch am 02. September zum ACOD Kongress 2025 "Zukunft der Automobilindustrie in turbulenten Zeiten gestalten" bei Porsche Leipzig ein. Dessen Thema "Richtung finden, Weitblick wagen und neue Dynamik schaffen" bestimmte auch die Podiumsdiskussion zu Herausforderungen und Chancen der Transformation in der Autoindustrie mit Handlungswünschen an Politik unter dem Schwerpunkt "Recycling und Batterie".
Mit genauso visionären wie praxisnahen Impulsen von Danny Auerswald, Sprecher der Geschäftsführung, Geschäftsführer Technik und Logistik Volkswagen Sachsen GmbH, Enrico Böhme, Geschäftsführer Magna Exterieurs ( Meerane) GmbH, Dr. Jens Katzek, Geschäftsführer Automotive Cluster Ostdeutschland, Andreas Wächtler, CCO und Netzwerkmanager AMZ – Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen und Karsten Wilhelm, Standortleiter DRÄXLMAIER Batteriewerk Leipzig. Die Diskussionsrunde begann mit der guten Nachricht von Danny Auerswald, Sprecher der Geschäftsleitung von VW Sachsen, welcher berichtete, dass die Tarifverhandlungen bei VW abgeschlossen sind. Und ein klares Signal dafür bildeten, dass keine mitteldeutschen Standortschliessungen kommen werden. Neben bestehenden Automobilfeldern ist der Einstieg in neue Geschäftsfelder, wie Kreislaufwirtschaft und neue Projekte wie Bentley und Lambourgini geplant. Für ihn ist der Weg in den Wandel nur gemeinsam mit den Menschen durch Mitbestimmung und IG Metall möglich.
Beeindruckend war auch die Bestandsaufnahme von Enrico Böhme zu seinem Magna Werk, welches durch Innovation und Effizienz in Sachen Wirtschaftlichkeit sogar tschechische, polnische und kroatische Werke schlägt. Weitere Themen der Diskussion waren mehr Attraktivität für die E-Mobilität durch schnellere Genehmigungsverfahren, weniger Bürokratie und Anforderungen, Absenkung Ladestrompreise, mehr Ladestruktur. Es folgte eine Mittagspause mit Austausch und spannenden Gesprächen zwischen den Teilnehmern sowie einer beeindruckenden Führung durch das Horch Museum. Danach ging es motiviert weiter mit dem Thema:
Der Weg zum Kohleausstieg im Mitteldeutschen Revier mit der Metropolregion Mitteldeutschland
In dem gleichnamigen Impulsvortrag ging Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Metropolregion Mitteldeutschland Management GmbH auf die enormen Strukturwandel- Dimensionen im mitteldeutschen Braunkohlerevier und die beeindruckende Geschichte der Metropolregion Mitteldeutschland - angefangen durch Gründung der Projektgruppe Innovation im Revier 2016 und dem BMWi Förderprogramm Unternehmen Revier für vier deutsche Braunkohlregionen - ein. Der beeindruckende Einblick in das Geleistete machte zugleich Geschmack auf das große 10-jährige Metropolregion Mitteldeutschland Jubiläum 2026. Auf die großen Umbrüche und Chancen beim Kohleausstieg ging die Podiumsdiskussion zwischen Jeffrey Weiss, Teamleiter SEWIG im Burgenlandkreis, Projektleitung für Strukturwandel, Friedrich Lüder von Games & XR Mitteldeutschland, Thomas Rehder, Geschäftsführung Betoniu GmbH, Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer Metropolregion Mitteldeutschland Management GmbH und Peter Vogt, Referent und stellvertretender Leiter der Stabsstelle „Strukturwandel im Mitteldeutschen Revier“ Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt ein.
Anknüpfend an die Horch Museum- Führung und der darin vermittelten Rolle des Motors als wichtigste Komponente im Langstreckensport bei den 13 von 1991-2017 eingefahrenen Siege der gezeigten AUDI-Siegerfahrzeuge sieht Jeffrey Weiss vom Burgenlandkreis als wichtigste Transformations-Komponente das Einbinden, Anziehen und Halten junger Menschen in der Region. Mit der Begeisterung und Mitnahme dieser jungen Menschen auf Augenhöhe schafft man seiner Meinung nach am besten die Verbindung von Gestern, Heute und Morgen. Dazu passte perfekt die von Friedrich Lüder von Games & XT vorgestellte Bedeutung von Leader- Games und Spieleentwicklung ald spannenden Innovationsfaktor in Wirtschaft und Wissenschaft auch für junge Leute und KMU Projekte. Als Beispiel nannte er im Deutschen Biomasse Zentrum einen interaktiven Stadtrundgang für Kreislaufwirtschaft. Die Firma Gecko bildet damit die ganze Geschichte der Gamewirtschaft auf spielerisch kreative Weise ab und ist damit Vorreiter bei barrierefreien Spielen und generationsübergreifender Akzeptanz- Unterstützung. Ein weiteres gelungenes Innovationsbeispiel in der Runde stellte Thomas Rehder von Betoniyou GmbH mit seinen Möbeln aus Beton für bessere Co2 Billanz vor.
Grüne Chemie- Deindustrialisierung oder Transformation, Quo Vadis Grundchemie?
In dem gleichnamigen Impulsvortrag ging Janosch Weinmann, Responsible Care Leader Trinseo Deutschland GmbH stolz, mahnend und hoffnungsvoll zugleich auf die große mitteldeutsche Chemietradition und die (das gesamte Netz bedrohenden) Einschnitte durch Produktionsrückbau bei Dow, Covestro und DKW ein. Sein Appell, Anlagen der Grundchemie in herausfordernden Zeiten nur vorübergehend still zu legen und zügige Anpassungsmöglichkeiten der ostdeutschen Chemie über Politik zu ermöglichen, war begleitet von der Darstellung der Schnelligkeit von Zerstörung gegenüber der Langwierigkeit von Genehmigungen als wichtige Basis für Ausbau & Erhalts der Grundchemie. Da für ihn die Grundchemie als bedeutende mitteldeutsche Kernbranche bei einem rechtzeitig ermöglichten Einstieg in Wachstumsthemen wie Recycling auch wieder zu einem Wachstumsmotor der Region werden kann. Bestes Argument seines leidenschaftlichen Einsatzes für mitteldeutsche (grüne) Chemie sind jahrzehntelanger Aufwand und Kosten für den Rückbau von Teilanlagen und das damit bedrohte Gesamtnetz Mitteldeutsche Chemie. Zusammen mit beeindruckenden StartUps gab es eine Podiumsdiskussion mit Philipp Hahn, CEO enaDyne GmbH, Christian Römlein, CEO intelligent fluids GmbH, Dr. #Sandra #Straube, Leader of Environmental & Regulatory Management Synthos Schkopau GmbH, Janosch Weinmann, Responsible Care Leader Trinseo Deutschland GmbH zu einer gelungenen Verbindung von Tradition und Innovation in der Chemieindustrie.
Als Neumitglied in der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland möchten wir uns bei Jörn Heinrich Tobaben, Jan Opitz und dem Metropolregion Team für die perfekt vorbereitete Tagung und unsere Möglichkeit eines Infostandes dort bedanken. Als führende Experten für Akzeptanzkommunikation und Organisator des Transformationslotsen Projektes sind uns gelungene Transformationsprozesse über die Mitnahme von Regionen und Menschen eine Herzensangelegenheit. IKOME | Steinbeis Mediation mit Sitz in Leipzig ist eines der führenden Beratungsinstitute für Konfliktmanagement in Deutschland und Nummer eins bei der Ausbildung für Mediation und Konfliktmanagement in Deutschland.
Angegliedert an die Steinbeis-Hochschule bietet IKOME seit 20 Jahren mit aktuell 40 Mitarbeitern an den Standorten Leipzig, Berlin, München, Dresden, Essen, Stuttgart und Inhouse für Führungskräfte, Personaler und Mitarbeiter branchenübergreifend Weiterbildungs- und Beratungsdienstleistungen an.
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