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Transformationslotsen: Navigationshilfe für den Strukturwandel in Mitteldeutschland

Ohne Konflikte gibt es keinen Fortschritt. Die großen gesellschaftlichen Veränderungsprozesse im Dreiklang von digitalem, ökologischem und demografischem Wandel bringen eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich, die nachvollziehbarerweise nicht ohne Konflikte vonstattengehen. Gerade die Kohleregion Mitteldeutschland sieht sich in diesem Prozess einer der größten gesellschaftlichen Herausforderungen der kommenden Jahre gegenübergestellt. Meist kommen dabei Probleme und Spannungen in erster Linie dort zum Vorschein, wo Menschen Seite an Seite tagtäglich miteinander im Austausch stehen – in den Betrieben und Unternehmen vor Ort. Vor diesem Hintergrund und auf Basis langjähriger Erfahrung im Bereich Konfliktmanagement wurde 2023 das Pilotprojekt „Transformationslotsen – Qualifizierung zur Konfliktbearbeitung im Rahmen des Strukturwandels“ vom marktführenden Leipziger Beratungs- und Weiterbildungsunternehmen IKOME | Steinbeis Mediation ins Leben gerufen. Gefördert im Rahmen des Modellvorhabens „Unternehmen Revier“ durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sollte das Projekt die Akteur:innen in Unternehmen, Ausbildungseinrichtungen und Schulen in Mitteldeutschland mit den notwendigen Handlungskompetenzen ausstatten, den Strukturwandel nachhaltig in die Praxis zu übersetzen. Nun, da sich das Projekt im März 2025 dem Ende neigt, ist es an der Zeit zu resümieren.
Am 18. März 2025 trafen sich dazu die Verantwortlichen des Projektes Verena Reinecke und Jonathan Barth mit den Vertreterinnen und Vertreter der Metropolregion Mitteldeutschland, der Stadt Leipzig, des Aufbauwerk Region Leipzig GmbH und des Burgenlandkreises.
Autoren: Louis Lehmann, Verena Reinecke (Projektmanagement)
Das Ziel: Konflikte erkennen, Resilienz stärken, Wandel gestalten
Der Kohleausstieg verändert nicht nur die wirtschaftlichen, sondern auch die sozialen und kulturellen Strukturen im mitteldeutschen Revier. Diese Umbrüche gehen häufig mit Unsicherheiten und Konflikten einher – sei es in Unternehmen, Schulen oder der Zivilgesellschaft. Deshalb war ein zentrales Ziel des Projekts „Transformationslotsen“, Führungskräfte, Mitarbeitende, Auszubildende und Schüler:innen so zu qualifizieren, dass sie in der Lage sind, Konflikte frühzeitig wahrzunehmen, zu verstehen und strategisch anzugehen. Durch den Aufbau der Konflikt- und Krisenresilienz in Unternehmen und Organisationen und der Förderung eines demokratischen Miteinanders soll der Strukturwandel am Ende des Projekts für die Teilnehmenden nicht nur als überwältigende Herausforderung begriffen werden, sondern als Chance die Transformationen proaktiv zu gestalten. Ziel war es, durch einen besonderen Fokus auf Vernetzung und Wissensaustausch, diese Haltung und entsprechende Handlungskompetenzen nachhaltig in der Region zu verankern und damit auch für die Zukunft nutzbar zu machen.
Konkrete Maßnahmen: Vom Training bis zur Vernetzung
Um diese Ziele zu erreichen wurden im Rahmen des Projekts diverse Maßnahmen umgesetzt. Beginnend mit Trainingseinheiten für Führungskräfte und Mitarbeitende, gezielt entwickelt um Kompetenzen in Konfliktmanagement und Transformationsprozessen aufzubauen, über Trainings für Auszubildende und Schüler:innen, die ihre Fähigkeit zur konstruktiven Konfliktlösung und aktiven Mitgestaltung stärkten. So wurden über den Projektzeitraum drei Auszubildendentrainings mit insgesamt 34 Auszubildenden, fünf Kurse für Mitarbeitende mit insgesamt 49 Mitarbeitenden, und drei Kurse für Schüler:innen mit insgesamt 34 Schüler:innen durchgeführt. Damit konnte die angestrebte Teilnehmerzahl von 100 sogar überschritten werden. Weiterhin fanden mehrere Vernetzungs- und Multiplikatorentreffen statt, bei denen Teilnehmende der verschiedensten Branchen in den Austausch kamen, Best Practices teilten und regionale Netzwerke gestärkt werden konnten. Zum Zwecke des nachhaltigen Wissenstransfers erarbeitet IKOME | Steinbeis Mediation nun aktuell auch ein Projekthandbuch, welches die Erkenntnisse und Methoden der Transformationslotsen zusammenfasst, um sie für zukünftige Anwender*innen leicht zugänglich zu machen. Zudem erfolgt eine zweistufige Evaluation der Trainings, um insbesondere den Praxistransfer des Gelernten in den Arbeitsalltag der Teilnehmenden sichtbar machen zu können – einmal direkt nach dem Training und einmal zum Ende des Projekts. Im Sinne der Verstetigung des Projekts werden die Inhalte der Weiterbildungen nach und nach in ein Gebührenmodell überführt, um auch nach Projektende die Fortführung zu gewährleisten. Für die Zielgruppe der Auszubildenden hat IKOME | Steinbeis Mediation über das Gebührenmodell schon erste Trainings angeboten und durchgeführt.
Ergebnisse: Nachhaltige Wirkung und regionale Resilienz
Das Projekt „Transformationslotsen“ erzielte sehr positive Ergebnisse. Besonders hervorzuheben ist die gestärkte Handlungskompetenz der Teilnehmenden. Sie haben ein Verständnis für die Mechanismen und Funktionen von Konflikten entwickelt, können Konflikte daher schon frühzeitig wahrnehmen und sind in der Lage, diese professionell zu bearbeiten und als Vermittler zu agieren. Dies ist besonders in Transformationsprozessen ein entscheidender Vorteil, da soziale Spannungen schon frühzeitig abgebaut werden können. Weiterhin wurden Netzwerke aufgebaut, welche branchenübergreifendend den beruflichen Austausch förderten sowie eine stärkere Kooperation zwischen Akteuren aus Wirtschaft, Bildung und Zivilgesellschaft ermöglichten. Letztlich konnten durch das Projekt das Selbstvertrauen und die Kompetenzen in Unternehmen und Schulen gestärkt werden, den Strukturwandel aktiv mitgestalten zu wollen und zu können, statt nur passiv auf Veränderungen zu reagieren. Das Projekt setzt zudem durch Publikationen und Veranstaltungen auch überregionale Impulse, und inspiriert so auch andere Regionen, ähnliche Qualifikationsmaßnahmen zu entwickeln.
Fazit: Ein Wegweiser für den Strukturwandel
Das Projekt „Transformationslotsen“ zeigt eindrucksvoll, wie gezielte Qualifizierung und Vernetzung den Strukturwandel unterstützen können. Es schafft nicht nur kurzfristige Lösungen für aktuelle Herausforderungen, sondern liefert auch langfristige Impulse für eine widerstandsfähige, partizipative Gesellschaft. Mit dem Ende der Projektlaufzeit im März 2025 endet die Förderung, aber nicht die Wirkung: Die geschaffenen Netzwerke und Materialien bleiben bestehen und können auch künftig als Navigationshilfe für die Transformation dienen. Aufgrund des positiven Feedbacks der Teilnehmenden und der weiterhin bestehenden Nachfrage nach Qualifizierungen im Bereich Konfliktbearbeitung bietet IKOME | Steinbeis im Rahmen eines Gebührenmodells die Trainings auch nach dem Ende der Projektförderung für Unternehmen und Ausbildungseinrichtungen an.
Letztlich hat das Projekt wieder einmal verdeutlicht: Transformation erfordert nicht nur technologische Innovationen, sondern vor allem eines - den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.
Weitere Informationen
Das Transfer-Magazin berichtete in ihrer Ausgabe I-2025 unter dem Titel "Transformationslotsen: Ein Wegweiser für den Strukturwandel" über das Projekt. Eine Kurzversion des Beitrages finden Sie auf der Webseite des Transfer-Magazin. Im September 2024 sprach die Redaktion des Wirtschaftsblogs der IHK Leipzig mit den Projektleitenden Verena Reinecke und Jonathan Barth. Lesen Sie auf dem Blog das Interview.
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